Was soll ich sagen! Es gibt so Tage, die möchte man am liebsten aus seinem Leben streichen. Gestern – Freitag – war so einer. Ich will euch davon berichten:
Ich war an dem Tag um 10.00 Uhr mit Julia und Sabrina verabredet. Wir wollten gemeinsam die Pferdemesse Nordpferd in Neumünster besuchen – eine knappe Autostunde von Tangstedt entfernt. Meine beiden Einsteller Anja und Lena hatten angeboten, den Stall für mich zu machen. Das hieß, ich konnte ausschlafen und die Pferde in aller Ruhe auf den Paddock lassen. Das Frühstücksheu hatte ich schon am Abend zuvor raus gebracht.
Meine Pferde laufen ja alleine zur Weide, bzw. zum Paddock, ich gehe nur hinterher und schließe das Tor. Aber als ich am Tor angekommen war, kam mir ein freudig erregter Apollo schwanzwedelnd entgegen. Appollo auf dem Paddock? Da kann er gar nicht hin! Oh doch, er konnte. Es stand nämlich das Tor zur Dreieckswiese sperrangelweit offen. Und jetzt sah ich auch die Treckerspuren im weichen Sand. Da war also in aller Früh der Bauer gekommen, um noch vor dem großen Regen die Wiese zu düngen. Das muss passiert sein, als ich unter der Dusche stand, denn gehört habe ich ihn nicht.
Ich habe mich also zur Dreieckswiese geschlichen – die Pferde waren noch mit Wälzen beschäftigt – und flugs das Weidegatter zugemacht. Blieb nur noch die große Wiese übrig. Ein zweites Mal konnte ich die Pferde nicht austricksen. Obwohl ich mir einen abgebrochenen Ast einer Pappel mitgenommen hatte, war es mir nicht möglich, die Pferde von der Weide fern zu halten. Cera hat es zuerst bemerkt (verfressenes Luder!) und ist wie eine Irre durchs Tor geschossen. Die anderen natürlich in wilden Bocksprüngen hinterher. Warum können Bauern die Türen, die sie aufmachen, nicht wieder schließen?
Na egal, die Pferde hatten einen Riesenspaß und drehten eine Runde nach der anderen über die große Wiese. Ich habe versucht, sie wieder zurück zu scheuchen, aber das gelang natürlich nicht. Schließlich habe ich einen Fetzen Plastikfolie (damit hatte ich das Weidetor für die Pferde sichtbarer gemacht) vom Tor abgerissen und konnte es nach mehrmaligem Bitten Cera um den Hals legen und sie zurückführen. Gott sei dank folgte Donovan sofort und dann natürlich auch Rasga, die ihm ja nicht von der Seite weicht. So! Drei Pferde auf dem Paddock, Dango und Asti noch auf der Wiese. Dango wollte ja kommen, hatte aber Angst vor dem Plastikteil in meiner Hand. Das wiederum konnte ich nicht weglegen, sonst wären die anderen wieder auf die Wiese gelaufen…
Irgendwann hatte ich sie dann alle “eingetütet”. Wie gut, dass ich ein gelassener Mensch bin und meine Emotionen stets im Griff habe…
Kurz darauf trafen auch schon Julia und Sabrina ein. Meine Tasche war gepackt, die Hunde mit einem großen Leckerli in ihrem Auslauf untergebracht. Wir wollten mein Auto nehmen, damit es mal wieder eine längere Strecke zurücklegt (ich fahre damit ja nur zum Einkaufen). Es stand auf dem Reitplatz, weil ich seit ein paar Tagen mit den Hunden dort Einsteigen übe. Sabrina sollte fahren. Also einsteigen, Schlüssel rumdrehen – und: eha, eha, eha, tot. Die Batterie war leer und nicht zu bewegen, es noch einmal zu versuchen! Na gut, sind wir also mit Sabrina in ihrem Auto gefahren.
Gegen halb zwölf waren wir dann endlich auf dem Messegelände. Wir hatten ja gehofft, dass am Freitag nicht so viel los sein würde und so war es dann auch. Sabrina und Julia freuten sich schon auf eine ausgiebige Shoppingtour – beide wollten sich eine Reithose, vielleicht Schuhe, eine Jacke und T-Shirts kaufen. Ich nutze so eine Messe ja gern, um zu sehen, was es Neues in Sachen Stallzubehör bzw. Stallbauten gibt. Also trennten wir uns, trafen uns eine Stunde später auf dem Außengelände, wo ich einen Besen und eine Riesenharke gekauft hatte. Julia und Sabrina brachten die Sachen zusammen mit ihren Einkäufen schon mal zum Auto, während ich noch über das Gelände stolperte. Und das dürft ihr wörtlich nehmen:
Die meisten Aussteller außerhalb der Messehallen hatten sich große Vorzelte vor ihre Stände gebaut, da ja heftiger Regen angekündigt war. Und was soll ich sagen: Ich blieb mit dem linken Fuß an einem der (ungesicherten!) Spannseile hängen und schlug der Länge nach hin. Wie ein nasser Mehlsack, mitten auf den frisch aufgeschütteten Kies. Mein Knie war aufgeschlagen, tat auch gleich gemein weh, beide Handflächen waren aufgeschürft und der rechte Ellenbogen war auch etwas lädiert. Na toll. Julia und Sabrina schüttelten nur die Köpfe: “Dich kann man aber auch keine zehn Minuten aus den Augen lassen!” Recht hatten sie.
An so einer dusseligen Spannschnur bin ich hängen geblieben. |
Ich musste doch tatsächlich das Sanitäterzelt aufsuchen, um mir die Kniewunden desinfizieren zu lassen. Ich hätte Mühe gehabt, mit dem Bein noch Auto zu fahren. Und das gemeinste war, dass nicht einmal jemand in dem Zelt anwesend war, über das ich gestolpert bin. Ich konnte mich nicht einmal beschweren…
Den Nachmittag verbrachten wir dann ausschließlich in den Messehallen, weil es draußen in Strömen goss. Für die Fresstände im Außenbereich tat es mir leid, denn die machten so gut wie keinen Umsatz.
Was kann ich zur Messe sagen? Es gab wie immer alles rund ums Pferd zu kaufen, von Sätteln bis hin zu Leuchtgamaschen, Schmuck und pinkfarbenen Gerten – von billigst bis hin zu hochpreisig. Ich habe allerhand Leute getroffen und ein bisschen geklönt. Am Ende haben wir noch ein wenig im Vorführring zugesehen. Dort präsentierten sich Reiter, die auch in der Abendgala auftraten. Jeder hatte nur 10 Minuten Auftrittszeit. Bei manchen war das gut so, von anderen hätte ich gerne mehr gesehen.
Das Messegelände gleicht zurzeit einer großen Baustelle mit vielen Absperrungen, so dass es schwer war, sich zurecht zu finden. Am Nachmittag nahm der Besucherstrom auch deutlich zu, Menschenhorden drängten und schoben sich durch die Gänge und belagerten die interessanten Stände. Gegen 18 Uhr hatten wir die Nase voll und machten uns auf den Heimweg. Der Regen hatte noch zugenommen, und ich war mit meinem Knie ganz froh, nicht noch weiter laufen zu müssen. Wir waren alle ganz schön geschafft.
Was haben sich die Hunde gefreut, als wir nach Hause kamen! Sie waren pitschnass, weil sie wohl nicht in ihrem Häuschen gewartet hatten.
Nach dem Füttern der Pferde habe ich mein Knie stündlich mit Tensolvet (ein Gel, was eigentlich mal für Ceras dickes Bein gedacht war) eingerieben – überall da, wo die Haut noch heil war. Ich hatte gestern echt Sorge, dass ich heute gar nicht auftreten können würde. Aber es ist Gott sei Dank nicht so schlimm. Ich “laufe mich ein” und kann das Bein trotz der Beule auch ganz abknicken. Es ist wohl eher eine Stelle unterhalb des Knies betroffen. Also noch einmal Glück gehabt.
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