Montag, 10. Februar 2014

Ein ganz normaler Sonntag…

“Die drei Neuen” von Manuel und Anna stehen heute genau 14 Tage in ihrem neuen Zuhause. Sie haben sich in ihren Außenboxen überraschend schnell eingelebt, scheinen die viele frische Luft und ihre Gemeinschaft zu dritt zu genießen. Mit den Pferden im Stall haben sie häufigen Augenkontakt, und Donovan und Cera würden schon zu und zu gerne Hallo sagen. In der Halle sind wir uns schon beim Reiten begegnet, und wenn die Neuen durch die Stallgasse geführt werden, heben unsere Pferde im Stall kaum noch den Kopf.

In den ersten Tagen ihrer Ankunft war es hier bitter kalt. Tagsüber minus 6 bis minus 11 Grad, das ist schon ganz schön frisch. Aber für die Temperaturen und das Wetter hatten Thirilou, Cornette und Madrigal anfangs keine Gedanken übrig: Sie mussten Heu fressen. Von dem gab es nämlich in ihrem alten Stall immer zu wenig.

Es ist unglaublich, was drei hungrige Trakehner so alles an einem Tag wegputzen können! Die anfangs drei Heuquellen habe ich am zweiten Tag auf fünf erhöht. Drei Mal täglich gab es vier XXL-Heunetze und die große Heuraufe voll, und stets war morgens alles bis auf den letzten Halm weggeputzt. Alle zwei Tage muss ein neuer Rundballen her!

Schwierig war es manchmal, mit der gefüllten Nachschub-Heukarre bis zur Raufe zu kommen, weil sie mich schon unterwegs “überfallen” haben. So viel Raufutter wie sie gefressen haben, so viel haben sie auch getrunken – und verdaut! Unglaublich, welche Ködelmengen ich jeden Tag zusammen kratze!

Aber seit einigen Tagen lässt der Heißhunger nach. Sie haben sich satt gefressen und vertrauen darauf, dass immer Heu nachgelegt wird, wenn es zur Neige geht. Oft sind die Heunetze morgens noch zur Hälfte voll. Ich kann allmählich anfangen, die Menge auf ein normales Maß zu reduzieren.

Heute war ja Sonntag, und da treffen sich meine Reitschüler, um gemeinsam den Stall zu beschicken – wer Zeit und Lust hat, darf kommen. Sie tun das mit großer Akribie und Hingabe. Da werden die Boxen abgeködelt und geharkt, alle Steinflächen peinlichst genau gefegt. Dann wird das Mittagsheu verteilt und Möhren oder Kraftfutter in die Tröge gegeben, damit die Pferde sich aufs Reinkommen freuen. Und ein bisschen aufregend ist es immer noch, wenn ich sage: “Ihr könnt schon mal die Pferde reinholen”.

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Da seht ihr Julia, wie sie gekonnt mit der Riesenforke Heu in Ceras Raufe stopft. Wenn ich da noch so an die Anfänge denke… Da musste Julia für die gleiche Menge drei Mal laufen…
Fürs Fegen werden auch alle Geräte beiseite geschafft, die an der Wand stehen, damit sie auch wirklich jede Ritze erwischen und kein Halm vergessen wird. Julia (hinten) und Angela in Aktion. “Unser Stall muss schön bleiben” könnte ich das überschreiben.

Unten: Pferde reinholen. Donovan ist der einzige, den wir zu seiner Box geleiten, damit er nicht unterwegs in eine fremde Box abbiegt oder zu weit läuft. Die anderen Racker kennen ihr Zuhause und sortieren sich von alleine weg.


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Seit gestern stehen die Pferde wieder wie gewohnt auf dem Paddock. Der ist zwar recht matschig (bis auf die mit Paddockplatten belegte Fläche), aber nicht mehr gefroren. Die Pferde freuen sich schon auf ihr Schlammbad und das anschließende Herumtollen. Heute hatte ich es etwas eiliger mit dem Reinholen, denn heute sollten endlich auch einmal die Neuen auf dem Paddock ihre Beine strecken können. Aber davon später…

Meistens ist es Sabrina, die sich nach dem Stall-Machen dem Misthaufen widmet und den Mist akkurat stapelt. Weil heute Mittag Manuel schon da war, um Madrigal zu bewegen, gab ihm Sabrina eine kleine Einweisung in “So staple ich einen Misthaufen richtig, damit Karin zufrieden ist”:

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Manuel hat immer den Schalk im Nacken. Er verschwand für einen Moment – und kam mit einer Wasserwage wieder. “Nun wollen wir doch mal sehen, ob du das auch wirklich gerade stapelst”… Wir haben herzlich gelacht.
“Du musst das noch besser auf die Kante schichten!” – Unter Sabrinas strengen Augen gibt Manuel alles. “Guck! Ich zeig dir das noch einmal.” Sabrina macht es vor.

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Heute war es wider Erwarten gemein windig. Und weil der aus Süden kam und offenbar durch die neuen Gitter bei den “Draußen-Pferden” pfiff, machte er urige heulende Geräusche. Muss ich mal aufnehmen – ist das passende Geräusch für eine Gruselszene! Jedenfalls trugen wir alle eine flotte Sturmfrisur.

Aber nun ging es daran, die drei “Musketiere aus dem Offenstall” zum Paddock zu bringen. Es war klar, dass Manuel nicht alle drei gleichzeitig rausbringen konnte, zumal sie ja auch den Weg noch nicht kannten. Und dann sprach Manuel doch tatsächlich Julia an: “Würdest du meinen Madrigal nehmen? Hier hast du das Halfter und eine Gerte. Wenn er zu schnell wird, halt sie ihm einfach vor die Brust. Dann klappt das schon.” – “Wie? Ich? Bist du sicher? Ausgerechnet ich?” Ich musst sooooo grinsen. Schade, dass niemand Julias Gesichtsausdruck gefilmt hat.

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20140208143544-(3) Oh je: Fremdes Pferd, und dann Halfter aufziehen mit Gerte in der Hand… Und dann muss sie unsere kleine Pilgergruppe auch noch anführen. Sie hat es souverän gemeistert. Und sie führt das Pferd mit langem Strick. Bravo!

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20140208143700-(3) Angela hat uns alle Absperrseile geöffnet, Sabrina hat gefilmt. Links: Manuel mit der vierjährigen Thirilou.

Angekommen! Alle Pferde abgeklinkt und dann ging die Post ab. Ich kann nur sagen: Pferde im Glück, bzw. Pferde im Sand. Was haben sich die drei an dem frischen Sandhaufen gefreut. Übermut pur. Und Cornette nimmt “so nebenbei” den Übungsbaumstamm mit.
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Die Bilder oben muss ich wohl kaum kommentieren. Sie sprechen für sich. Immer wieder haben die drei versucht, sich im Sand zu wälzen. Oben auf der Spitze ging nicht und am Fuß des Hügels konnten sie sich nicht bergauf rollen.

Ich hoffe ja sehr, dass es nicht mehr lange dauert, bis wir alle unsere Putzis gemeinsam nach draußen lassen können. Donovan hätte endlich wieder laufbegeisterte Mitstreiter.

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