Freitag, 24. Juli 2015

Was macht Divina?


Jetzt war es schon wieder eine Weile still auf meinem Blog. Das lag vor allem an den trockenen, wüstenähnlichen Temperaturen, die hier geherrscht haben. Ich habe hier tatsächlich unglaubliche 38 Grad im Schatten gemessen! So heiß war es in den letzten 45 Jahren nicht in Tangstedt. So lange wohne ich schon hier…

Die Pferde waren ganz schön träge drauf, ich natürlich auch. Sie stehen nun schon seit vier Wochen immer nachts auf der Weide, sind dann tagsüber im Stall, der immer noch insektenfrei ist und vor allem viel Schatten und damit Kühle bringt. Natürlich gab es auch keinen Unterricht. Hin und wieder habe ich die Zausel abgeduscht, und wir haben die Zeit genutzt, das Sattelzeug zu putzen und Mähne und Schweif zu waschen.

Aber eigentlich wollte ich ja über Divina berichten. Sie steht jetzt seit sechs Wochen bei mir.


Ja, was soll ich sagen: Divina ist ein echter Schatz. Anfangs war sie überaus vorsichtig und skeptisch, hat sich zwar alles angesehen, aber hat schon extremer reagiert. Die Gerte empfand sie ja als höchst bedrohlich und hat vehement danach getreten, und beim Anlegen des Longiergurtes hat sie gebissen. Zumindest hat sie es versucht.

Mitte Juni wollte ich beginnen, sie ausgebunden am Kappzaum zu longieren, damit ich ihr eine äußere Form vorgeben kann. Da habe ich festgestellt, dass sie trotz Innenstellung am Dreieckszügel ihren Kopf auf der linken Hand extrem nach außen stellt, sich dazu im Genick verwirft. Es blieb also bei dem einmaligen Longierversuch mit Ausbindern. Ich habe sofort eine Osteopathin bestellt: Sabine Grewe aus Hannover. (http://www.sabinegrewe.de/). Wer eine Behandlerin sucht, die sanft und kompetent mit viel Ruhe behandelt: Ich kann sie sehr empfehlen!.

Die war vor gut drei Wochen da. Wie nicht anders zu erwarten, hat sie ein paar Blockaden gelöst, ein paar verklemmte Wirbel gerade gerückt. Gott sei Dank alles im Normalbereich und nichts Schlimmes. Einen Tag später hatte ich einen Termin mit meinem Sattler. Divina braucht ja noch einen Sattel. Weil sie noch so wenig bemuskelt ist und immer noch sehr dünn, passen meine vorhandenen Sättel so gar nicht. Die Beratung ging schnell, da überhaupt nur zwei der mitgebrachten Sättel in Frage kamen. Ein neuer (den kann ich mir zurzeit aber nicht leisten) und ein gebrauchter. Den gebrauchten kann ich jetzt erst einmal ein paar Wochen benutzen, bis die Schulterpartie besser bemuskelt ist. Dann wird der Sattel genau angepasst. Bis dahin kommt ein dickes Lammfell darunter.

Noch ein paar Tage sind fürs Impfen draufgegangen. Divina hatte 2011 ihre letzte Tetanus-Impfung. Sie war nicht einmal grundimmunisiert. Das musste ich schleunigst nachholen. Jetzt fehlt nur noch der Zahnarzt. Aber der muss bis zum Herbst warten, wenn er turnusmäßig eh alle unsere Pferde behandelt.

Hier ein paar Fotoimpressionen von Ende Juni. Da habe ich sie noch ohne alles mit meinem kleinen Kappzaum an der Hand bespaßt. Sie wird täglich aufmerksamer, ist weniger misstrauisch, weiß schon oft, was ich von ihr will. Es macht Spaß zu beobachten, wie gut es voran geht!


Die ersten Tritte seitwärts klappen nun ohne Auskeilen.


Und zwischendrin: Immer wieder Pausen zum Ausruhen und Nachdenken.


Mehr und mehr kann sich Divina entspannen. Sie ist auf dem Zirkel zwar sehr auseinander gefallen und auf der Vorhand, aber trotzdem bleibt sie fleißig und sucht immer öfter die Dehnungshaltung.



Hier sieht man sehr schön, dass sie zwar noch keine Muskeln hat, aber längst nicht mehr der Hungerhaken ist, als der sie hier ankam.


Hier beginne ich mit dem Spanischen Schritt. Das habe ich inzwischen hinten angestellt, weil sie zu schnell begreift und mir den auch in unpassenden Momenten anbietet. Diese Lektion werde ich erst wieder aufgreifen, wenn unsere Kommunikation besser klappt.


Das Reiten mit dem neuen Sattel war noch nicht so der Hit. Divina ist offensichtlich mit "viel Bein" geritten worden und fühlt sich nur sicher, wenn die Reiterwaden wirklich stramm am Bauch anliegen. Sie kennt keinen seitwärts treibenden Schenkel und ist dadurch sehr schlecht zu biegen. Das Gebiss ist ihr auch nicht so bequem. Offenbar wurde sie auch mit starker Anlehnung und ziemlich eng geritten. Bei mir darf sie zunächst mit längerem Zügel gehen, soll eine für sie bequeme Hals- und Kopfhaltung einnehmen, in der sie sich gut ausbalancieren kann. Das ist ihr fremd, und so pendelt der Kopf von ganz weit unten bis "Weideaufrichtung" hin und her. Sie ist überhaupt noch nicht im Gleichgewicht. Die korrekte Kopf-Halshaltung wird sich von alleine ergeben, wenn sie mehr Last mit der Hinterhand aufnehmen kann.

Sie fällt mir sehr auf die linke Schulter. Ich kann das nur schwer korrigieren, weil ja noch kein noch so kleines Seitwärts funktioniert, genausowenig, wie sie einseitige Gewichtshilfen kennt und annimmt. Das ist aber nicht schlimm und wird sich alles in den nächsten Wochen bessern, wenn sie merkt, dass sie beim Reiten keinen Stress bekommt.

Vor drei Tagen bin ich endlich zu meiner eigentlichen Idee, der Arbeit an der Hand nach der HSH-Methode, übergegangen. Ich war ein wenig in Sorge, was sie wohl zu den Leinen an den Hinterbeinen sagt, wenn sie schon so extrem auf die Gerte reagiert. Und wie steht sie zu den Ausbindern? Aber was soll ich sagen: Das klappt hervorragend. Am ersten Tag war sie noch verwundert und irritiert, dass der Mensch nicht mehr neben sondern hinter ihr herläuft, und ich musste ziemlich viel gegensteuern, damit sie auf dem Hufschlag außen bleibt.

Das hatte sich schon beim zweiten Mal deutlich gebessert. Übrigens hat das Schlagen nach der Gerte komplett aufgehört, genauso wie das Schnappen beim Angurten. Es ist wie nie dagewesen! Und ich weiß nicht warum…

Ich fange mit ihr nun in HSH ganz von vorne an. Unsere ersten Lektionen sind auf dem Hufschlag gehen und an immer denselben Punkten anhalten und geradestehen. Am ersten Tag musste ich mich ordentlich in die Leinen hängen, damit sie anhält. Das war gestern schon um ein Vielfaches besser. Sie hört bereits auf das Wortkommando, und ich muss mit den Leinen nur noch leicht unterstützen. Selbst das Zurechtrücken der Hinterbeine unter den Schwerpunkt klappt mit Anticken der Gerte. Divina guckt immer noch verwundert, wenn ich sie an der Hinterhand großflächig umarme und streichle, wenn sie die Beine gut hingestellt hat.

Weil das alles so gut funktionierte, habe ich auch gleich das aus der Ecke kehrt zum Handwechsel dazugenommen. Noch ist es wie eine halbe Volte gegangen. Daraus soll später eine halbe Schrittpirouette werden. Das kommt sicher in den nächsten Tagen. Die Ausbinder sind auf größtmöglicher Länge. Ich werde sie ebenfalls in kleinen Schritten verkürzen – so wie sie etwas mehr Gleichgewicht gewonnen hat.

Ich bin jedenfalls begeistert, dass ihr die HSH-Arbeit gefällt. So habe ich einen guten Zugang zu ihr und kann unsere Bindung und Kommunikation leicht festigen. Ich weiß von meinen anderen HSH-Pferden, dass das Hinterhergehen eine unglaubliche Verbindung schafft und die Pferde sich für mich "ein Bein ausreißen", um zu gefallen. Ich werde in jedem Fall weiter berichten…

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