Montag, 3. August 2015

Meine Ernährungsumstellung

Mit meiner Ernährung bin ich schon seit knapp zwei Jahren nicht mehr zufrieden. Ich hatte das Gefühl, ständig müde zu sein, hatte über Winter ein paar Pfund zugelegt, fühlte mich nicht so recht fit. Vor eineinhalb Jahren kaufte ich mir deshalb ja schon einen Hochleistungsmixer für Smoothies. Die habe ich in den ersten Monaten auch regelmäßig getrunken, aber dann verlor ich den Appetit darauf.

Den ersten Anstoß zu meiner neuen Ernährung hatte ich im Winter, als ich mir wie gewohnt zwei Hühnerbeine in der Pfanne zubereitet hatte. Die habe ich mit großem Appetit gegessen, sie haben mir gut geschmeckt. Aber hinterher ging es mir echt schlecht. Ich bekam sogar Angstgefühle und Beklemmungen. Ich schob das auf die Hühnerschenkel, denn auch wenn sie ganz frisch waren, habe ich wohl den Stress, den die Zellen beinhalten, mitgegessen.

Im April schließlich stieß ich bei YouTube auf ein Video von einem Menschen, der die "perfekte" Ernährung vorstellte: Rohköstlich und vegan. Der Mensch behauptete, seit seiner Umstellung unglaublich fit und leistungsfähig geworden zu sein. Ich habe daraufhin ein wenig recherchiert, mir zwei Bücher über diese Ernährung gekauft und gelesen und habe von heute auf morgen umgestellt.


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Unter Rohkost sah ich vor meinem geistigen Auge immer eine Riesenschüssel mit geraspelten Möhren, die man sich notgedrungen in großen Mengen hineinschaufelt. Dass Rohkost weder eintönig noch eiskalt ist, und dass man viel mehr als nur Salat isst, habe ich aus dem Internet und meinen Büchern gelernt. Hätte mir jemand vor einem Jahr gesagt, ich solle mich doch Mal mit Rohkost ernähren – ich hätte ihm einen Vogel gezeigt!

Ich lebe also nun seit gut acht Wochen rohköstlich-vegan – übrigens nicht aus moralischer Überzeugung, sondern einfach in der Hoffnung, fitter zu werden. Und ganz vegan ist es auch nicht, da ich meinen Tee – den ich wieder regelmäßig trinke – mit Honig süße.

Sich rohköstlich zu ernähren bedeutet, dass man keine Speisen mehr kocht, also über 42 Grad erhitzt, weil durch den Erhitzungsprozess wichtige Vitamine und Entzyme zerstört werden. Man isst also nichts, das in irgendeiner Form vorher behandelt wurde. Um genug Eiweiß und Omega 3 Fettsäuren zu bekommen, stehen viele Nüsse in allen Variationen – von eingeweicht bis püriert auf dem Speiseplan. Wie gut, dass ich Nüsse gerne esse! Es gibt keine Milchprodukte mehr, kaum noch Tee oder Kaffee, und in diesen Wochen habe ich keinen Krümel weißen Zucker mehr gegessen. Rohköstler verzichten auch ganz auf Soja-Produkte – außer Sojasoße (Getreide- und Glutenfrei).

Als erste Maßnahme habe ich meinen Kühlschrank und meine Vorräte entrümpelt und alles entsorgt oder verschenkt, was irgendwie Fertigprodukte waren. Alle Fertigsalate, Mayonaisen, Salatsoßen, viele Gewürze usw. Dann habe ich einige der gern genommenen Zutaten im Internet bestellt, die ich nicht in meinem Vorrat hatte. Dazu gehörten natürlich große Mengen an Nüssen, aber auch Bio-Sojasoße, Kokosöl, verschiedene Gewürze.

Was mir an den Menschen mit dieser Ernährungsweise extrem gut gefällt: Sie sind offen, stehen niemals mit erhobenem Zeigefinger da und sagen "das darfst du nicht essen!" Das habe ich von Veganern ganz anders kennengelernt. Es gibt keine Verbote, nur Richtlinien. Habe ich abends Appetit auf ein Stück Fleisch, so werde ich es essen. Einzige Warnung: Ich sollte Biofleisch kaufen. Jede Mahlzeit, die ich durch frische rohköstliche Zutaten zu mir nehme, ist ein Gewinn! Alle Rohköstler regen dazu an, selbst auszuprobieren, die Rezepte abzuwandeln, nach eigenem Gusto zu verändern.

In den ersten beiden Wochen fiel mir die Umstellung schwer. Ich vermisste den Gang zum Kühlschrank, um mir meine Leberwurst auf ein leckeres Stück Schwarzbrot zu schmieren, ich vermisste meine Gemüsepfanne mit Kartoffeln und frischem Gemüse. Also habe ich mir alle paar Tage meine geliebten Bratkartoffeln mit Zwiebeln gemacht. Und als ich nach drei Wochen mir tatsächlich ein Steak in die Pfanne gehauen habe, konnte ich es nicht mehr ganz essen. Es war einfach "zu schwer", lag mir wie ein Stein im Magen. Und mein Eier-Omelette ist mir auch nicht gut bekommen. Der Jieper auf die alten Gerichte hat sich übrigens völlig gelegt!

Viele von euch werden sich jetzt fragen: Und was macht die Verdauung? Auch ich hatte mit Blähungen oder Durchfall gerechnet. Dem ist überhaupt nicht so. Lediglich nach drei oder vier Tagen der Umstellung bekam ich starke Kopfschmerzen, war zwei Tage extrem müde. Ich nehme an, mein Körper hat sich entgiftet…

In dieser Zeit habe ich übrigens auch noch vier Kilo abgenommen, bin wieder bei meinem Idealgewicht angelangt. Ein netter Seiteneffekt. Und das, obwohl ich soviel essen darf, wie ich Hunger habe.

In dieser Zeit habe ich mehr Zeit in meiner Küche verbracht, als in den letzten Jahren zusammen! Ich habe viel umgeräumt, umorganisiert, mir Platz geschaffen und in der Küche entrümpelt!

Wer auf diese Ernährung umstellen will, kommt über kurz oder lang nicht an einem Dörrautomaten vorbei. Die meisten Speisen werden in diesem Apparat über mehrere Stunden getrocknet. Mein Repertoire an Rezepten ist noch recht gering. Ich habe schon ganz leckere Sachen kreiert und meine Reitschüler als Test-Esser missbraucht. Aber es gab auch schon einige Gerichte, die ich direkt im Müll entsorgt habe!

Ich möchte euch einmal zwei Rezepte aufschreiben, die echt lecker sind und auch nachge"kocht" werden können, wenn ihr keine Spezialgeräte besitzt!


Rezept Nr. 1: Gemüsefrikadellen

Ihr braucht dazu folgende Zutaten:

1 Tasse Walnusskerne
1 Tasse Haselnüsse (oder eine andere Nussart)
1 Tasse Sonnenblumenkerne
150 g Champignons
2 Tomaten
1 Zwiebel
2 Knoblauchzehen
1/3 Tasse Petersilie
1/3 Tasse Leinsamenschrot
3 Esslöffel Sojasoße
2 Esslöffel Leinöl
1 Scheibe Ingwer
Paprikagewürz, Salz und Pfeffer

Als erstes werden die Nüsse für 1-2 Stunden eingeweicht. Das macht sie nicht nur weicher, das Einweichen setzt auch Enyme frei, die sie leichter verdaulich machen. In der Zwischenzeit schneidet ihr die Champignons klein und die Zwiebeln. Alles zusammen in eine Schüssel geben mit dem Öl und der Sojasoße. Etwas ziehen lassen. Dazu kommen die kleingeschnittenen Tomaten, das Paprikagewürz und die Petersilie. Die Nüsse werden zusammen mit dem Knoblauch und dem Ingwer in einem Mixer möglichst gut püriert. Wenn der Mixer damit Probleme hat, gebt die Flüssigkeit aus der Schüssel dazu. Dann geht es leichter. 

Jetzt alles zusammen in die Schüssel, den Leinsamenschrot dazugeben und zu einem Teig verkneten. Dann formt ihr kleine, flache Frikadellen und gebt sie auf ein Backblech im Backofen. Den stellt ihr auf die niedrigste Temperatur ein (die meisten können 50 Grad) und klemmt einen Kochlöffel in die Backofentür, damit die Feuchtigkeit entweichen kann. Die Frikadellen brauchen insgesamt ca. 4-5 Stunden. Nach der Hälfte der Zeit wende ich sie einmal.

Hier nun das Rezept für mein Nussbrot:

150 g Hirseflocken (oder Haferflocken)
65 g Walnüsse
135 g Sonnenblumenkerne
90 g Leinsamen
4 Esslöffel Flohsamenschalen
2 Esslöfen Chiasamen
3 EL Kokosöl
1 TL Salz
1 EL Ahornsirup oder Honig (geht aber auch ohne) 350 ml Wasser



Alle Zutaten kommen zusammen in eine Schüssel, werden gut durchgemischt (Achtung: Wird sehr klebrig!). Dann kommt alles in eine Kastenform, die mit Backpapier ausgeschlagen ist. Gut andrücken und am besten über Nacht stehen lassen. Am anderen Tag habe ich einen Esslöffel Wasser darübergeträufelt und dann in den vorgeheizten Backofen bei 180 Grad ca. 30 Minuten gebacken. 

Aus der Form stürzen und für weitere 30 Minuten bei gleicher Hitze zu Ende backen. Das Brot muss komplett ausgekühlt sein, ehe ihr es schneiden könnt. In noch heißem Zustand zerbröselt es. Dieses Brot ist sehr gehaltvoll und macht sich gut mit einem leichten Aufstrich. Wer auf Vegan keinen Wert legt, kann das gut mit Kräuterquark essen oder einfach so zum Salat. Mehr als drei Scheiben (sie sind sehr klein), schaffe ich davon nicht!





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