Das hat Manuel auch perfekt hingekriegt. Aus heutiger Sicht glaube ich aber eher, dass Danny nicht übergriffig, sondern ängstlich war: Neues Zuhause, neue Pferdekumpels, ihm nicht vertraute Menschen, ein ganz anderer Stallablauf… Nichtsdestotrotz war sein Auftreten einfach gefährlich.
Inzwischen steht Danny fast sechs Wochen in meinem Stall. Leider konnte Julia mit ihm noch nicht allzuviel machen. Erst hatte er Probleme mit seinen viel zu kurzen Hufen, die ihm weh taten und er deshalb nicht gerne gelaufen ist. Die Hufe wurden durch Klebeeisen "repariert". Die tun ihm richtig gut und helfen ihm, wieder anständig Fuß zu fassen. In den letzten zweieinhalb Wochen kränkelte auch Julia, konnte nur sporadisch in den Stall kommen – und dass, obwohl sie doch eigentlich Urlaub hatte! Wie doof. Julia ist zwar auf dem Wege der Besserung, aber noch nicht wieder voll fit.
In der Zwischenzeit hat Manuel gelegentlich mit ihm gearbeitet. Aber der fällt in den nächsten Wochen auch mehr oder weniger aus, weil er erstens in Urlaub fährt und anschließend umzieht. Weil Julia in der nächsten Woche einen neuen Job beginnt und noch nicht sagen kann, wie sie mit der Zeit dann klar kommen wird, hat sie mir Danny in Vollberitt gegeben. Damit kann Julia entspannt mit ihrer Zeit umgehen, und Danny ist trotzdem regelmäßig beschäftigt.
Ich habe vor drei Tagen angefangen, intensiver mit ihm umzugehen. Am ersten Tag mit einer ausgiebigen Putz- und Kuscheleinheit. Er liebt es, gekrault zu werden, würde dabei allzugern den Reisverschluss der Jacke oder die Ecke des Kragens erwischen. Einfach nur ein großes Baby, daher auch der neue Spitzname – Shaun, das Schaf!
Wirklich ausbilden muss ich ihn nicht, denn er ist sauber und gut bis Dressurklasse L geritten. Was jetzt als erstes auf dem Programm stehen muss, ist abspecken. Danny gleicht mehr einem Schlachtross, als einem Dressurcrack! Das heißt: Er muss sich viel bewegen, viel traben, viel galoppieren, um Pfunde abzubauen.
In dieser Bilderreihe, die Angela mit ihrer Kamera geschossen hat, seht ihr mich am ersten Tag mit Danny auf dem Platz. Er hat schon ein Drittel der HSH-Ausrüstung dran, nämlich Kappzaum und Leinen. Sattel und Ausbinder kommen dann nächste Woche dazu.
Heute war ich nun das zweite Mal mit ihm auf dem Platz. Ich habe vom gestrigen Tag gelernt, und bin besser "bewaffnet" in den Ring gestiegen: Mit der langen Longierpeitsche. Wirklich bewegen tut Danny das nicht, ich musste immer noch ganz schön Wind machen, um ihn fleißig zu bewegen. Gestern wollte ich ihn zu Beginn noch mit einem geführten Schulterherein und Vorwärts- und Rückwärtsschritten ("Schaukel") beschäftigen. Das kann ich mir schenken, denn Danny beherrscht diese Lektionen im Schlaf. So habe ich heute das "stell dich gerade!" hinzugenommen, um ihm etwas Neues zu bieten. Klappt noch nicht, aber wir arbeiten dran.
Schön hingegen war die Longiereinheit. War er zu Beginn genauso träge wie gestern, hat er sich heute rasch gesteigert und ist in Wahnsinns Trabtritten um den Platz gesteppt. Der sieht übrigens beinah wie gepflügt aus, weil da wo Danny hintritt, kein Gras mehr wächst! Er hat nach der Hälfte der Zeit viel geschnaubt und mal versucht, ein bisschen Dehnungshaltung einzunehmen. Nur für eine halbe bis eine Zirkelrunde, dann aber immer mal wieder. Und immer, wenn er den Hals entspannt und fallen lässt, verlängert er seine Tritte. War sehr beeindruckend, das zu beobachten.
Und ich kann ganz ruhig in der Mitte bleiben, ein bisschen mitgehen, muss ihn aber nicht mehr anfeuern. Der Gang ist eingelegt.
Ich schätze Danny inzwischen so ganz anders ein als noch am Anfang. Er ist ein verspielter kleiner Junge, der nichts als Flausen im Kopf hat. Beispiel gefällig?
Die Stahlecker-Leinen sind am Kappzaum ja mit dünnen Plastik-Sporenriemchen eingeschnallt, damit sie im Notfall reißen, sollte das Pferd einmal auf die Leinen treten. Danny liebt es, die Riemchen ins Maul zu nehmen. Ich muss so aufpassen, dass das nicht passiert. Und nehme ich ihm die Riemchen auf der einen Seite aus dem Maul, hat er mit der anderen Maulseite schon ein Ende der Gurtleinen zu fassen!
Er ist ein echter Kasper, der gerne auf den Schoß möchte, beim Menschen Schutz sucht. Kommt bei seiner Masse nur nicht so gut…